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Im Leben eines Menschen gibt es Wendepunkte. Manchmal beginnt dieser Wandel mit dem Betreten einer Schule – manchmal mit dem Überqueren einer Grenze und einem Koffer in der Hand. Migration ist genau so ein Wendepunkt. Es ist der Versuch, sich in einem neuen Boden zu verwurzeln, nachdem man seine alten Wurzeln verlassen musste. Und dieser Versuch ist nicht immer nur eine wirtschaftliche Entscheidung. Oft ist es eine Flucht vor Krieg, Unterdrückung, Diskriminierung – oder einfach der Wunsch, in Würde zu leben.

Heute leben Tausende von türkischstämmigen Menschen in der Schweiz. Manche kamen in den 60er Jahren als sogenannte „Gastarbeiter:innen“, andere zum Studium, wieder andere aufgrund politischer oder gesellschaftlicher Umstände. Besonders in den letzten Jahren haben viele Menschen Schutz in der Schweiz gesucht. Jeder und jede von ihnen hat eine Geschichte hinter sich gelassen: manchmal ein unvollendeter Satz, der Duft der Mutter oder die Geräusche der Lieblingsstraße in der alten Heimat.

Flüchtling zu sein bedeutet nicht nur eine geografische Veränderung. Es ist auch ein Identitätswechsel. Der Mensch auf der Flucht ist nicht mehr nur „jemand, der gegangen ist“, sondern zugleich „jemand, der neu angekommen ist“. Diese doppelte Identität bringt Unsicherheit, Misstrauen – und nicht selten eine stille Einsamkeit mit sich. Genau deshalb ist das größte Bedürfnis vieler Geflüchteter nicht nur ein Dach über dem Kopf, eine Arbeitsstelle oder eine Aufenthaltsbewilligung. Es ist das Gefühl, verstanden zu werden. Und dieses Verstandenwerden entsteht durch gelebte Solidarität.

Solidarität: Der Schlüssel zu einem neuen Leben

Wer in ein neues Land kommt, merkt schnell: Die Sprache ist die erste große Hürde. Danach folgen kulturelle Unterschiede, Schwierigkeiten beim Einstieg in den Arbeitsmarkt oder auch soziale Ausgrenzung. Doch ein oft unterschätztes Thema ist das Gefühl von Zugehörigkeit. Einen Ort zu finden, an dem man sich „richtig“ fühlt – das ist einer der wichtigsten, aber auch schwersten Schritte in einem neuen Leben.

Hier übernehmen Migrantenselbstorganisationen und Solidaritätsvereine in der Schweiz eine bedeutende Rolle. Denn sie bieten nicht nur formale Unterstützung – sie sind auch emotionale Anker. Hier begegnet man Menschen mit ähnlichen Erfahrungen. Man spricht, lacht, lernt – gemeinsam. Ob beim Deutschlernen, bei der Jobsuche oder bei den Sorgen rund um die Schule der Kinder: Zu wissen, dass man nicht allein ist, ist oft das größte Geschenk. Und dieses Wissen kommt nicht allein durch Worte, sondern durch gelebte Gemeinschaft.

Gemeinsam Teilhaben

Die Integration migrantischer Gemeinschaften kann nicht allein von den Migrant:innen selbst geleistet werden. Auch die Aufnahmegesellschaft muss aktiv daran mitwirken. Echter Austausch basiert auf gegenseitigem Respekt und Empathie. Geflüchtete nicht als „Hilfsbedürftige“, sondern als Menschen mit vielfältigen Lebenserfahrungen zu sehen, verändert den Blick und eröffnet neue Perspektiven.

Denn Migrant:innen sind nicht nur Empfänger:innen von Unterstützung – sie tragen auch bei. Sie bringen Ideen, Erfahrungen, Sprachen, Geschichten. Kulturelle Vielfalt ist keine Bedrohung – sie ist eine Bereicherung. Die Geschichte eines Geflüchteten ist irgendwann auch Teil der gemeinsamen Gesellschaftsgeschichte.

Zum Schluss

Ein neues Leben beginnt selten leicht. Aber Hoffnung ist das stabilste Gepäck. Und dieses Gepäck kann durch Solidarität gefüllt werden. Wir, die in der Schweiz leben, können einander stärken, indem wir zuhören, helfen und gemeinsam gestalten. Denn niemand sollte diesen Weg allein gehen müssen.